6. SONNTAG IM JAHRESKREIS

15. Februar 2015

Lesung. 1 Kor 10,31-11,1)

Gedanken zur Lesung

Wie es oft passieren kann, wenn man in der Bibel liest, bin ich beim Lesen der heutigen biblischen Texte hängengeblieben bei einem Gedanken des Apostels Paulus in seinem Brief an die christliche Gemeinde von Korinth. Er will ihnen sagen, wie sie sich im ihrem Leben als Christen verhalten sollen, ohne aber dafür ganz konkrete Vorschriften oder Gesetze zu geben. Paulus redet von der Grundeinstellung, die in jedem Christen anwesend sein soll, und aus der heraus er handeln soll: Unser ganz normales Leben soll mit Gott zu tun haben. Was immer wir tun, es soll der Ehre, der Verherrlichung Gottes dienen.

Da bin ich ganz nachdenklich geworden: Tue ich, tun wir das? Und wie geschieht das? Es geht hier nicht um etwas Nebensächliches. Es geht um unsere Grundeinstellung Gott gegenüber. Es geht darum, was sich im Tiefsten meines Ichs abspielt, wenn ich Gott in mein Leben einbeziehe.

"Tut alles zur Verherrlichung Gottes!". Das setzt zunächst einmal ein Staunen voraus: Gottes Größe und seine Erhabenheit intensiv erahnen, davon überwältigt sein, und dann gebührend würdigen, dass dieser Gott sich für mich, für uns interessiert. Das ruft ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit hervor. "Ich will durch mein Denken und Handeln dich, meinen Gott, ehren und dir danken". Danken bewegt uns zu positivem Denken. Es entsteht etwas Frohes und Mutiges in unserem Herzen. Dankbarkeit ruft in uns auch Güte hervor. Es ist die Güte Gottes, die in uns wie ein Funke übergesprungen ist.

Zur Verherrlichung Gottes gehört auch die Ehrfurcht vor dem, was Gott geschaffen hat: die Welt mit ihren Pflanzen und Tieren, die Menschen mit ihren Hoffnungen, Erwartungen und ihrem Sehnen nach Glück. Wir können unsere ganze Freude über Gott sehr persönlich Gott entgegenbringen.

Bei all unserem Tun soll dann so etwas von Gott selber aufleuchten. Es sind oft Kleinigkeiten, die gar nicht viel Mühe kosten, aber ihre oft erstaunliche Wirkung haben: Das freundliche Wort, die ehrliche Anteilnahme, Hilfsbereitschaft, Anerkennung. So ehre ich Gott.

Und dann gibt Paulus uns den guten Rat: „Nehmt Jesus Christus zum Vorbild.“ Er ist das alleinige Vorbild, auf das es zu schauen gilt, an dem wir abschauen können, wie Christsein geht. Leben wie Jesus. Leben mit der Einstellung zu Gott, die Jesus hat.

Natürlich können wir Jesus Christus nicht kopieren. Aber wir können uns von ihm formen lassen, von ihm lernen. Als Schüler Jesu brauchen wir nicht perfekt zu sein, wir dürfen auch Fehler machen. Es reicht zu tun, was in unseren Kräften steht und in unserem guten Willen steckt. Es geht darum, bewusst und kraftvoll seinen Glauben an Gott zu leben.

Es geht um eine Grundeinstellung Gott gegenüber, die sich jeder Christ aneignen soll. In allem, was wir tun, sollen wir Gott ehren. Er soll in unserem Bewusstsein, in unserem Denken und Handeln anwesend sein. Das ganze Leben soll vor Gott und mit Gott gelebt werden.

Das heißt nicht, dass er ständig im Vordergrund unserer Aufmerksamkeit steht. Der Alltag lässt das nicht zu. Aber er kann den Hintergrund bilden.

Jeder Vergleich hinkt, aber kann es nicht so sein wie bei unseren Alltagsbeschäftigungen. wo immer Musik im Hintergrund mitläuft? Wir hören nicht immer bewusst auf sie, aber sie begleitet uns, beeinflusst unsere Stimmung und hier und dort halten wir an und hören wir bewusst auf sie.

Ähnlich verhält es sich mit unserer Nähe zu Gott. Es geht darum, innerlich ausgerichtet zu bleiben auf Gott hin, zwischendurch in Liebe und Dankbarkeit innezuhalten mit einem kurzen Gebetswort: ein Danke, ein Lob, eine Bitte. So ist er im Bewusstsein eines gläubigen Menschen anwesend. „Was immer ihr tut, denkt daran, dass alles zur Verherrlichung Gottes geschieht.“

Zum Archiv